Der Illuminatenorden und sein Verhältnis zur Johannis-Freimaurerei
Die Johannis-Freimaurerei, auch als blaue oder spekulative Maurerei bekannt, bildet den Ursprung und das Fundament der modernen Freimaurerei. Sie umfasst die ersten drei Grade – Lehrling, Geselle und Meister – und wurzelt symbolisch im alten Steinmetzhandwerk. Anders als die operative Maurerei, bei der reale Bauwerke entstanden, richtet sich die spekulative Maurerei auf den inneren Bau des Menschen: den sittlichen, geistigen und seelischen Fortschritt. In symbolischen Ritualen und rituellen Arbeiten strebt sie nach Selbsterkenntnis, brüderlicher Verbundenheit und der Veredelung des Charakters. Die Johannisfreimaurerei bildet somit die ethisch-philosophische Grundlage aller weiteren maurerischen Systeme.
Die Freimaurerei in Deutschland ist durch eine vielfältige Struktur geprägt, die sich unter dem Dachverband der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) organisiert. Dieser wurde 1958 gegründet, um die freimaurerische Vielfalt Deutschlands unter einer gemeinsamen Vertretung zu vereinen. Die VGLvD repräsentieren die deutsche Freimaurerei sowohl national als auch international und bestehen aus fünf autonomen Mitgliedsgroßlogen:
Mit etwa 288 Logen und rund 9.300 Mitgliedern ist sie die größte der deutschen Großlogen. Sie steht in der liberal-humanistischen Tradition und bekennt sich zu Menschenwürde, Freiheit, Selbstbestimmung sowie Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit.
Gegründet wurde sie am 19. Juni 1949 in der Frankfurter Paulskirche unter Federführung von Theodor Vogel. Ziel war es, die in der NS-Zeit zerschlagenen Logen zu vereinen und die Freimaurerei in Deutschland neu aufzubauen. Aus zahlreichen Logen verschiedenster Lehrarten entstand so die erste systemübergreifende Großloge Deutschlands.
Die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland (GLL FvD), auch bekannt als Freimaurerorden, wurde 1770 von Johann Wilhelm von Zinnendorf gegründet und gehört zu den fünf regulären Großlogen innerhalb der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD). Sie ist christlich geprägt, verlangt jedoch keine Kirchenzugehörigkeit – wohl aber das Bekenntnis zur Lehre Jesu Christi und zu einem höchsten Wesen.
Die Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNML 3WK) wurde am 13. September 1740 in Berlin auf Geheiß Friedrichs des Großen gegründet und ist damit die älteste Großloge Deutschlands. Sie entwickelte sich rasch zu einer bedeutenden freimaurerischen Kraft mit zahlreichen Tochterlogen im In- und Ausland.
Historisch durchlief sie verschiedene Einflüsse, darunter auch die Strikte Observanz, von der sie sich jedoch bereits 1780 lossagte. Seit dem späten 18. Jahrhundert arbeitet sie in einem eigenständigen, nicht-templerischen Lehrsystem mit weiterführenden Erkenntnisgraden.
Die Grand Lodge of British Freemasonry in Germany (GL BFG) ist eine der fünf regulären Großlogen innerhalb der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD). Sie wurde 1980 offiziell gegründet, blickt jedoch auf eine über 60-jährige Geschichte zurück – beginnend mit der Gründung der ersten Loge New Absalom Lodge am 30. März 1957 in Düsseldorf, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die American Canadian Grand Lodge (ACGL) ist eine reguläre Großloge innerhalb der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) und geht historisch auf amerikanische Feld- und Militärlogen zurück, die nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich zur Wiederbelebung der Freimaurerei in Deutschland beitrugen.
Im Geiste der Aufklärung und des Humanismus setzt sich die ACGL dafür ein, die Welt und das gesellschaftliche Miteinander menschlicher und lebenswerter zu gestalten. Sie sieht sich nicht als religiöse Institution, sondern als freundschaftlicher Begleiter aller Glaubensrichtungen.
Die VGLvD fungieren als übergeordnete Vertretung dieser Großlogen und übernehmen insbesondere die Repräsentation der deutschen Freimaurerei gegenüber ausländischen freimaurerischen Organisationen sowie der Öffentlichkeit. Die Mitgliedsgroßlogen behalten dabei ihre Autonomie in inneren Angelegenheiten und in der Gestaltung ihrer Rituale und Traditionen.
Insgesamt gibt es unter dem Dach der VGLvD etwa 470 Logen mit rund 14.100 Mitgliedern. Diese Struktur ermöglicht es, die unterschiedlichen historischen und kulturellen Strömungen innerhalb der deutschen Freimaurerei zu bewahren und gleichzeitig eine gemeinsame Vertretung nach außen zu gewährleisten.
Die Zuständigkeit der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) erstreckt sich ausschließlich auf die drei Johannisgrade. Da der Illuminatenorden diese Grade nicht verleiht, steht es regulären Großlogen oder deren angeschlossenen Logen nicht zu, ihren Mitgliedern die Teilnahme am Illuminatenorden zu untersagen. Zwischen dem Illuminatenorden und der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ besteht zudem ein klar geregeltes Verhältnis im Hinblick auf die Schottenloge. Ein regulärer Freimaurer-Meister darf von keiner regulären Großloge oder einer ihr unterstehenden Loge daran gehindert werden, in eine Schottenloge aufgenommen oder dorthin befördert zu werden.
Der Illuminatenorden verfolgt das Ziel, die Prinzipien der Aufklärung zu fördern und gesellschaftliche Reformen herbeizuführen. Auch wenn für viele Grade innerhalb des Ordens die vorherige Aufnahme in die Johannisgrade der Freimaurerei vorausgesetzt wird, blieb der Illuminatenorden stets eine eigenständige Organisation mit eigenen Zielen und klarer Struktur.
Unter dem Einfluss von Adolph Freiherr von Knigge, der 1780 dem Orden beitrat, wurde das System der Illuminaten grundlegend reformiert. Es entstand eine Gliederung in drei Klassen mit mehreren Graden, die sich in ihrer Form an das System der Freimaurerei anlehnt – was zu strukturellen Ähnlichkeiten führte.
Einige Freimaurerlogen – etwa die Wiener Loge „Zur wahren Eintracht“ oder „Ernst zum Compass“ in Gotha – entwickelten sich zu aktiven Zentren des Illuminatenordens. Ebenso gründeten Illuminaten selbst neue Logen, wie die Münchner Loge „Theodor zum guten Rat“, die stark vom Gedankengut des Ordens geprägt war. Auch die Loge „Zum Todtenkopf und Phoenix“ in Königsberg stand mit dem Orden in Verbindung. Diese personellen Überschneidungen führten zu einem regen Austausch, ohne jedoch die Eigenständigkeit der beteiligten Systeme aufzuheben.
Der Illuminatenorden trat nie als eigenständige Großloge auf. Vielmehr versteht er sich als ein ergänzender Orden innerhalb der Freimaurerei, der auf den Grundlagen der Johannismaurerei aufbaut, aber die damit verbundenen Hoheitsrechte – insbesondere jene der Vereinigten Großlogen von Deutschland – anerkennt. Aus diesem Grund errichtet er keine eigenen Johannislogen außerhalb dieses Systems. Wer im Illuminatenorden höhere Grade erreichen möchte, muss reguläres Mitglied einer anerkannten Freimaurerloge sein. Dadurch besteht bis heute eine enge, aber klar abgegrenzte Verbindung zwischen dem Orden und der regulären Freimaurerei.
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